Wir waren unterwegs, im März 2014.
Proben mit Clemens Busch und beim Hirschhof standen auf dem Programm. Dazu kam der Besuch des Weingutes Peter Jakob Kühn mit überraschendem Ausgang.
Kleiner Reisebericht und Mitbringesel für Sie:
Die erste Station führte uns zu Clemens Busch.
Seine Arbeitsweise ist von der Idee geprägt, einerseits größte Sorgfalt und maximalen Aufwand bei der Weinbergsarbeit und Rebpflege zu betreiben sowie andererseits im Keller möglichst nicht mehr einzugreifen. Die Maische wird ohne zugesetzte Hefen zur Gärung gebracht. Die Weine gären häufig bis weit ins Frühjahr hinein. Sind die Hefen verbraucht, endet die Gärung. So liegen die großen Qualitäten selten im trockenen Bereich, überzeugen aber durch eine wunderbare Harmonie. Das lange Hefelager stabilisiert sie und gibt ihnen ihren unverwechselbaren Charme und Charakter. Minimale Erträge führen dazu, dass man die unterschiedlichen Standorte der Reben schmecken kann.
Wir probierten die mittlerweile geöffnete 2011er Palette und die zum Teil gerade frisch gefüllte 2012er Kollektion. Die Erfahrung mit den Buschrieslingen, dass sie in ihrer Jugend nur einen Teil davon preisgeben, was sie dann mit etwas Reife so überzeugen lässt. Unsere Probe bestätigte dies eindrucksvoll. Die 2011er waren durchgängig von großer Ausdruckskraft, viele davon von grandioser Fruchtigkeit, allesamt von robuster Mineralität und moderater Säure geprägt. Und weil wir ja wissen, dass ihnen ein, zwei Jahre so gut tun, haben wir uns für Sie noch mit 2011er Rotschieferriesling versorgt.
Überraschend schlank präsentierten sich die 2012er Rieslinge. Der 2012er Rotschieferriesling fiel sogar trocken aus, was in den letzten Jahren die absolute Ausnahme war. Der gesamte Jahrgang ist von zarten floralen Noten, einer präzisen Frucht und feiner Minze geprägt. Uns persönlich gefallen die Weine dieses eher ungewöhnlichen Jahrgangs ausgesprochen gut, und wir freuen uns bereits darauf, sie Ihnen präsentieren zu können.
Außer den Weinen beeindruckte uns immer wieder der Blick vom Weingut, direkt an der Mosel gelegen, auf die gegenüberliegende Flussseite. Der Fahrlay liegt direkt im Blick, darüber der Falkenlay und die Felsterrasse, unweit darüber thront die Marienburg, der Blickfang auf diesem kultivierten und doch wildromantischen Stückchen Erde. (links: Pündericher Marienburg, rechts: Weingut Clemens Busch, unten: Fahrlay, Felsterrasse)
Der Besuch beim Weingut Hirschhof
brachte ein überraschendes Ergebnis: Die sog. internationalen Sorten fühlen sich im Wonnegau offenbar besonders wohl. Nicht nur „Platzhirsch“ 2012, die Cuvée aus Merlot und Cabenet Sauvignon überzeugte sehr. Er war aus diesem Grunde schon Teil des Februar-Probierpaketes. Ein Chardonnay, die Spätlese aus dem Kirchspiel, einer Westhofener Toplage, war’s, der uns verblüffte. Er kommt fruchtbetont, mit guter Konsistenz, mit Schmelz und Saftigkeit sowie etwas Frische daher. Er kommt ganz ohne Barrique aus, ist schlicht rundherum gelungen und darum unsere Empfehlung für alle, die Chardonnay in seiner originären Aromatik und mit süffiger Substanz schätzen.
Seit Jahren schätzen Sie wie wir die Hirschhofweine, allen voran den Weißen Burgunder. Wir wiederum schätzen die ausgesprochen gute, langjährige Zusammenarbeit.
(Tobias und Walter Zimmer, Fasskeller im Hirschhof)
Peter Jakob Kühn ist in der elften Generation seiner Familie Winzer. Als er den elterlichen Betrieb übernahm, waren die Kühns noch Fassweinproduzenten. Von damals bis heute schaffte er es, zu einem der renommiertesten Rieslingerzeuger Deutschlands aufzusteigen. Ich erinnere mich an eine geführte Messeverkostung von Künweinen. Dort beschrieb der moderierende Master of Wine einen Wein Kühns mit den Worten: „Das ist mit das Beste was Sie an Riesling in Deutschland bekommen können“. Natürlich wurde der Betrieb in den vergangenen Jahren mit internationalen Auszeichnungen überhäuft.
Wir trafen bei unserem unangekündigten Besuch Angela Kühn, die „Hausherrin“. Sie klärte uns über die Philosophie der Weinerzeugung des Hauses auf, führte uns durchs Weingut und probierte mit uns diese sagenhaften Rieslinge. Mit Geduld und herzlicher Freundlichkeit beantwortete Sie all unsere Fragen.
Peter Jakob Kühn arbeit in einer ähnlichen Weise, wie es auch Clemens Busch tut. Er ist überzeugt davon, dass die biodynamische Methode seinen Weinen diese enorme Qualität erst ermöglicht. Im Weinberg wird mit Akribie dafür gesorgt, dass Reben und Böden gesund und vital sind. Selbstverständlich gibt es keinelei Mineraldünger oder synthetischen Pflanzenschutz. Im Keller herrscht vor allem Ruhe und Geduld. Es entstehen Rieslinge voller Strahlkraft, voller Substanz und einer Aromatik, die trennscharf einzelne Lagen mit ihren unterschiedlichen Unterlagen faszinierend interpretiert. Der „Quarzit“ 2012 tut dies beispielhaft für die Weine der Kollektion, die auf Untergründen stehen, die vom Taunusquarzit durchzogen sind. Reife Frucht und wilde Kräuter bestimmen sein Aromenbild, herbe Mineralik und lebendige Säure prägen den Geschmack. So etwas nennt die Fachwelt gerne einen Charakterwein. "Jaccobus" Riesling 2012, der Gutsriesling, ist der Einstieg in die Rieslingwelt des „großen Biodynamikers“ Peter Jakob Kühn. Alles, was die Kühnweine auszeichnet ist beim Jacobus vorhanden, freilich zugespitzter bei den großen Lagenweinen: Reife Frucht und Kräuternoten, Erdiges und Mineralität, typische Säure, Dichte, eine zupackende Art. Jacobus ist ein Einstieg auf hohem Niveau. Wer sich an die Spitze wagen möchte, probiere den Riesling Doosberg, ein VdP Große Lage-Riesling. Wir konnten noch einige Flaschen 2011er bekommen.
Häufig zeichnen sich große Weine dadurch aus, dass sie in ihrer Jugend etwas verschlossen sind. Das ist bei Busch- wie bei Kühn-Weinen so. Jedoch führt die hohe Stabilität dieser Weinen dazu, dass sie über enormes Potenzial verfügen und definitiv wachsen werden. Es führt auch dazu, dass sie sich in ihrer Jugend im Anbruch entwickeln. „Jacobus“ und „Quarzit“ können problemlos über mehrere Tage genossen werden, derzeit sind sie am zweiten Tag ausdrucksstärker als bei ihrer Öffnung. Es gibt also viel zu entdecken.
Das Überraschende an unserem Besuch war: Wir kamen eigentlich nicht mit der Absicht, Wein einzukaufen. Wir wollten einer Absprache mit Peter Jakob Kühn nachkommen, ihn gelegentlich zu besuchen. Die zauberhaften Weine und die überaus sympathische Angela Kühn machten jedoch die Entscheidung, diese Weine ins Sortiment aufzunehmen, einfach.
Natürlich sind es die Weine, die beeindrucken, von denen wir Ihnen erzählen, die wir versuchen Ihnen erklärend näherzubringen. Dazu kommen jeweils faszinierende Winzerpersönlichkeiten mit ihren Familien und deren Geschichten sowie das Erleben dieser Landschaften, die diese Menschen seit Jahrhunderten pflegen. Auch das Land zieht uns immer wieder in seinen Bann. Ob es die Steillagen gegenüber von Pünderich oder die Hügel hinter Oestrich im Rheingau sind, immer übt Wein, der Hang, und der Fluss eine besondere Anziehungskraft auf uns aus. Nicht minder reizvoll war ein Spaziergang im Wonnegau. Die Westhofener Lagen Kirchspiel und Moorstein sind seit jeher bekannte Spitzenstandorte für Rieslinge und andere anspruchsvolle Sorten. Hier erstrecken sich Rebanlagen soweit das Auge reicht. Uralte Steinmauern und Gerätehäuschen inmitten dieser sanften Hügellandschaft prägen ein friedliches Bild und machen insgeheim schon Lust auf ein frisches Glas Wein und auf ein Wiedersehen.